Heilendes Wurzeltrio
Alle drei sind intensiv aromatisch und leisten dank ihrer Senf- und ätherischen Öle gute Dienste bei allerlei Beschwerden, gerade jetzt. Um gesund durch die Jahreszeit zu kommen, lohnt es sich, immer einen Vorrat an frischem Meerrettich, Ingwer und Gelbwurz (Kurkuma) im Haus zu haben. Und die positiven Eigenschaften von Meerrettich, Ingwer und Kurkuma ergänzen sich ganz hervorragend. Wir stellen Ihnen die drei kraftvollen Wurzeln je in einem kurzen Steckbrief vor.
Meerrettich (Armoracia rusticana)
Die einheimische Wurzel ist vor allem als Beigabe zu deftigen Gerichten bekannt. Nicht nur kulinarisch kann sie überzeugen. Ihr Einsatz in der Volksmedizin war ausschlaggebend, sie 2021 zur Heilpflanze des Jahres zu ernennen. Im Volksglauben galt Meerrettich als Glücksbringer: Ein Stückchen getrocknete Wurzel im Geldbeutel getragen bewirkt, dass dieser nie leer wird!
Inhaltsstoffe:Senföle, Glucosinolate, Sinigrin, Glukonasturiin.
Wie wirkt Meerrettich?Antibakteriell, antiviral und fungistatisch (gegen Pilze). Steigert die Immunabwehr und hemmt vermutlich die Bildung bakterieller Toxine. Äusserlich angewendet wirkt frischer Meerrettich durchblutungsfördernd und schmerzlindernd.
Einsatzgebiet: Infekte der Atmungsorgane (Schnupfen, Husten), Entzündung der Rachenmandeln (Tonsillitis), Stirnhöhlenentzündung (Sinusitis), grippale Infekte. Zur unterstützenden Behandlung von Harnwegsinfekten. Die wirksamen Senföle werden im Dünndarm aufgenommen und über die Lunge und die Nieren ausgeschieden, wo sie ihre Wirksamkeit über Stunden entfalten. Hinweis: Nicht länger als 4-6 Wochen anwenden, weil die keimhemmenden Senföle die Schleimhaut reizen.
Hausmittel mit Meerrettich:Meerrettichsirup: Ein Stück Wurzel grob raspeln, die doppelte Menge Honig zugeben und über Nacht ziehen lassen. Durch ein feines Tuch giessen. 3 x täglich ½ bis 1 TL einnehmen. Rachenputzer: Frisch geriebenen Meerrettich mit der gleichen Menge Honig und etwas Ingwer und Zitronensaft mischen. 3 x täglich 2 TL im Mund zergehen lassen. Das desinfiziert den Rachenraum.
Ingwer (Zingiber officinale)
In der ayurvedischen Medizin gilt der Ingwer als die würzig-scharfe Medizin, welche den Stoffwechsel ankurbelt, den Körper wärmt, den Magen besänftigt und die Verdauung fördert. Sein intensives, charakteristisches Aroma kommt vom Gehalt an ätherischen Ölen und Scharfstoffen. Der Ingwer war Heilpflanze des Jahres 2018.
Inhaltsstoffe: 2-3% ätherische Öle (Zingiberen, Zingiberol), Scharfstoffe (Gingerol, Shoagol), Bitterstoffe, Zucker, Fette, Schleimstoffe.
Wie wirkt Ingwer? Neben seinen bekannt verdauungsfördernden Eigenschaften gilt er als bewährtes Mittel bei Erkältungskrankheiten. Er wirkt keimwidrig und tonisierend, schweisstreibend und fiebersenkend und regt die Immunabwehr an. Ausserdem regt Ingwer den Kreislauf und die Durchblutung an und fördert den Blutfluss zur Hautoberfläche. Das macht kalte Hände und Füsse angenehm warm. Die in ihrer chemischen Struktur dem Aspirin ähnlichen Gingerole wirken schmerzhemmend.
Einsatzgebiete: Gegen Bewegungs- und Reisekrankheit (Schwindel, Übelkeit, Erbrechen), Magenverstimmungen, Blähungen und Koliken. Bei Fieber, Schnupfen, Husten und Gliederschmerzen.
Hausmittel mit Ingwer: Ingwertee mit frischem Ingwer: Ca. ½ TL frisch geraspelten Ingwer mit 1 Tasse heissem Wasser übergiessen. Nach 7 Minuten abgiessen und mit etwas Honig und Zitronensaft verfeinern. Möglichst heiss trinken. Halswohl: 2 EL frisch geriebenen Ingwer mit je 2 EL Honig und Zitronensaft vermengen. Mehrmals täglich davon 1 TL im Mund zergehen lassen oder zusammen mit Wasser gurgeln.
Gelbwurz / Kurkuma (Curcuma longa)
Als Bestandteil vieler Currymischungen ist uns Kurkuma als färbendes Gewürz bekannt. Die länglichen, im Innern intensiv gelb-orangen Wurzeln kommen aber auch immer häufiger frisch auf den Markt. Zum Teil sogar aus Schweizer Anbau. In der traditionellen indischen Medizin ist die entzündungshemmende Wirkung von Kurkuma seit langem bekannt. Der Inhaltsstoff Curcumin hemmt im Laborexperiment mehrere Faktoren, die am Entzündungsgeschehen beteiligt sind. Die Einnahme von Kurkuma regt die Leberzellen zur vermehrten Bildung von Gallensäuren an, was die Fettverdauung verbessert.
Inhaltsstoffe: 3-12% ätherische Öle (u.a. Guaian, Sesquiterpen, Turmeron, Zingiberin), Curcumin, Turmerin, Scharfstoffe, immunologisch aktive Mehrfachzucker.
Wie wirkt Kurkuma? Kurkuma wirkt verdauungsfördernd, gallenflussfördernd, entblähend, krampflösend, entzündungshemmend, antibakteriell, antiviral, tumorhemmend (experimentell nachgewiesen).
Einsatzgebiete: Gelbwurz ist gemäss Heilmittelliste der Kommission E (für Naturheilmittel) zugelassen zur Behandlung von Verdauungsbeschwerden. Bei Reizdarm und Reizmangen, bei entzündlichen Erkrankungen der Gallenblase. Erfahrungsmedizinisch wird Kurkuma allgemein gegen Entzündungen eingesetzt.
Hausmittel mit Kurkuma: Tee aus der frischen Wurzel: ½ TL geriebene Wurzel mit einer Tasse heissem Wasser übergiessen und 5 Minuten ziehen lassen. Je eine Tasse vor den Mahlzeiten trinken. Empfehlenswert ist ein regelmässiger Wechsel mit Pfefferminztee. Goldene Milch (Kurkuma latte): Da der Wirkstoff Kurkumin fettlöslich ist, sollte die Einnahme mit fetthaltigen Lebensmitteln kombiniert werden. Eine Möglichkeit ist die Herstellung der goldenen Milch: 1 TL Kurkuma mit 1 TL Kokosfett oder Ghee andünsten. Mit 1 Tasse Milch aufgiessen und kurz köcheln lassen. Allenfalls mit etwas Honig süssen. Die Beigabe von etwas schwarzem Pfeffer erhöht die Aufnahme von Curcumin ca. um das 20-fache. Grund dafür ist das im Pfeffer enthaltenen Piperin.
Text: Stefan Jost, Mahler & Co.
Quellen: Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde, Ursel Bühring