Die Dinkel-Story: Teil 2

Die Dinkel-Story: Teil 2

Dinkel wird in der Region des Aargauer Seetals schon seit Jahrhunderten angebaut.

Die Getreidesorte ist robust und gedeiht auch in rauerem Klima und auf schwierig zu bewirtschaftenden Flächen, sogenannten Grenzertragslagen. Wo es dem Weizen beispielsweise zu unwirtlich ist, liefert der Dinkel immer noch gute Erträge.

Seit unserem letzten Feldbesuch und den Bildern vom ersten Striegeln anfangs April hat sich das Dinkelfeld auf dem Eichberg drastisch verändert. Während im Frühling – wiesenähnlich im Anblick – nur die Blätter sichtbar waren, hat bereits im Mai das «Schossen» eingesetzt. Unter Schossen versteht man die Ausbildung der Pflanzentriebe (Halme) und der Blütenstände, also der Ähren. Als Wintergetreide spielt beim Dinkel die vorangegangene Kälteperiode eine grosse Rolle für die weitere Entwicklung. Er kommt im Frühling nur ins Schossen, wenn die Pflanze im Winter vorübergehend niedrigen Temperaturen ausgesetzt war. Bei Getreide ist das Schossen Voraussetzung für die Ausbildung der Frucht und somit für den Ertrag. Es gibt aber auch Nutzpflanzen, bei denen das Schossen unerwünscht ist. So zum Beispiel beim Kopfsalat, der in die Höhe schiesst. Als sogenannte Langtagspflanze wird das Schossen beim Kopfsalat durch eine Belichtung von mehr als 12 Stunden pro Tag ausgelöst.

Nährstoffkick

Das erste Striegeln des Dinkelfelds am 7. April diente zum einen der Beseitigung von Beikräutern, welche in Konkurrenz zum Dinkel stehen. Zum andern wurde dadurch der Boden für die erste und einzige Düngung während der Vegetationsperiode vorbereitet. Am 9. April wurde zwischen den Reihen der Hofdünger mittels Schleppschlauch ausgebracht. Bei aufgelockerter Erde versickert die Gülle und es bildet sich viel weniger schädliches Ammoniak. Dadurch stinkt es praktisch nicht nach Gülle. Der Nährstoff soll ja der Pflanze möglichst vollständig zur Verfügung stehen und nicht in der Umwelt verpuffen.

Im Biolandbau wird ausschliesslich Hofdünger eingesetzt. Zudem wird beim Dinkel äusserst zurückhaltend gedüngt. Während dem Höhenwachstum kann die Getreidepflanze den Stickstoff voll verwerten. Zu viel Dünger hätte negative Effekte: Das Wachstum würde zu schnell ablaufen. Die Folge wären lange aber schwache Halme, die Gewitterstürmen und starken Niederschlägen kaum standhalten könnten. Bei zu schnellem Wachstum lagern sich auch weniger Nährstoffe, Mineralstoffe und gesunde sekundäre Pflanzenstoffe in der Pflanze und im Korn ein.

Biodiversität auf dem Eichberg

Im Mai und Juni gibt es auf dem Dinkelacker nicht so viel Arbeit. Allerdings muss die Frucht regelmässig auf allfälligen Schädlingsbefall untersucht werden. Dazu der Eichberg-Bauer Dani Mahler: «Dieses Jahr hatten wir im Mai wegen der trockenen Witterung etwas Befall mit Getreidehähnchen. Dieser Käfer frisst das Blattgrün der Pflanze und schwächt sie dadurch. Die kleinen Käfer wurden teilweise durch kräftigen Regen wieder abgewaschen. Zudem setzen wir mit Oeko-Ausgleichsflächen wie Hecken oder Wildblumenstreifen für eine gute Vermehrung von Nützlingen. Marienkäfer, Laufkäfer und Schlupfwespen zum Beispiel, fressen Eier und Larven des Schädlings. Als Biohof haben wir die Aufläge mindestens 8% Oeko-Ausgleichsflächen zu schaffen. Von der Biokontrolle wird das mit einem Punktesystem bewertet. Auf dem Eichberg erreichen wir aktuell 24 – 25 Oekopunkte. Gefordert sind mindestens 12. So setzen wir im Biolandbau ein Zeichen für Biodiversität und schaffen Lebensräume für Blütenpflanzen, Insekten, Vögel und Kleinsäugetiere.»

Die Familie Mahler setzt robuste Dinkelsorten ein. Diese sind weniger anfällig für Schädlinge wie Insekten oder Pilze. Aktuell wird die Sorte Titan des unabhängigen Schweizer Bio-Getreidezüchters Peter Kunz eingesetzt.
Wie eine Getreidesorte entsteht, und was es braucht, dass Dinkel wirklich Dinkel ist, beleuchten wir dann im nächsten Teil unserer Dinkel-Story. Dazu informieren wir uns direkt beim Getreidezüchter und besuchten den Tag der offenen Zuchtgärten der Getreidezüchtung Peter Kunz am 30. Juni 2018 in Feldbach am Zürichsee.

Infos zum Tag der offenen Zuchtgärten: www.gzpk.ch

Möchten Sie selber einen Augenschein nehmen und erfahren wie und wo unser Dinkel wächst? Der Eichberg in Seengen/AG ist immer für einen Ausflug gut. Der Situationsplan zeigt den Standort der Getreidekultur. Geniessen Sie danach die tolle Aussicht auf der Gartenterrasse des Restaurants Eichberg und besuchen Sie den Hofladen. Kinder verweilen sich unterdessen auf dem spannenden Spielplatz.

Mahler & Co, Stefan Jost (Text), Raphi Mahler und Gabriella Resenterra (Fotos)


Hier geht's zum dritten Teil unserer Dinkel-Blog-Story: Teil III

Cookie Richtlinien
Mahler & Co. verwendet Cookies, um das Nutzererlebnis auf der Website laufend zu verbessern und den Datenverkehr zu analysieren. Mehr Infos dazu in unseren Datenschutzrichtlinien.