Die Dinkel-Story: Teil 1

Die Dinkel-Story: Teil 1

Dinkel gilt als sehr bekömmliches Urgetreide und wir sind stolz auf unsere Bio-Dinkelprodukte vom Eichberg. Aber was braucht es eigentlich, bis unsere feinen Dinkelprodukte bei Ihnen im Küchenschrank stehen? Wir begleiten dieses Jahr den Bio-Dinkel-Anbau auf dem Gutsbetrieb der Familie Mahler. Vom frühen Frühjahr bis zur Ernte und zur Verarbeitung berichten wir in loser Reihenfolge – quasi live vom Feld – über unsere «Dinkel-Story».

Teil 1: Nach dem Winterschlaf

Das Wetter ist noch eher rau und kühl, als wir Ende März unseren ersten Augenschein vom Dinkelfeld auf dem Eichberg nehmen. Dani Mahler vom Gutsbetrieb rät uns, die Gummistiefel mitzunehmen. Der Boden ist nach einer regnerischen Woche ziemlich aufgeweicht. Als wir dann auf dem Acker am nördlichen Abhang des Eichbergs ankommen, gibt es schon die erste Überraschung: Zwei Rehe aus dem nahe gelegenen Wald tun sich am benachbarten Weizenfeld gütlich. Weizengras hat wohl auch für Rotwild Superfood-Status! Den wertvollen Dinkel lassen Sie in diesem Fall einfach links liegen…

Vor unseren «Laienaugen» breitet sich nun auf dem Dinkelacker im März ein grüner Gräserteppich aus. Reichlich unspektakulär eigentlich. Und doch haben sich schon entscheidende Lebensprozesse Bahn gebrochen. Die Saat vom Herbst ist sprichwörtlich aufgegangen. Aber der Reihe nach.

Dinkel ist ein Wintergetreide. D.h. es wird im Herbst gesät. Der Acker wurde im letzten Oktober für die Aussaat vorbereitet. Zuvor wurde auf der Parzelle Mais angebaut. Das Maisstroh wurde untergepflügt, was den Boden lockert und durch die natürliche Kompostierung der Pflanzenreste Nährstoffe für die kommende Kultur freisetzt. Der lockere Boden kann zudem mehr Feuchtigkeit speichern und die Dinkelpflanze kann tiefer wurzeln. Dadurch ist sie weniger anfällig auf Trockenheit und kann ihre Nährstoffe und Mineralien auch in tieferen Bodenschichten gewinnen.

Auf dem Eichberg wurde der Dinkel in der 2. Oktoberhälfte gesät und hat nach der Keimung Wurzeln und Gräser gebildet. Im Oktober und November ist die Konkurrenz durch «Unkräuter» geringer, was der Kulturpflanze im Wettkampf um Licht und Nährstoffe einen Wettbewerbsvorteil verschafft. Ein weiterer Vorteil des Wintergetreides stellt die längere Vegetationszeit dar. Die Pflanze kann im Frühling besser von der Winterfeuchtigkeit und der Frühlingswärme profitieren. Das führt dazu, dass Wintergetreide auf natürliche Weise höhere Erträge erzielt. Die Dinkelpflanze braucht ausserdem eine Anregung durch Winterfrost – die sogenannte Vernalisation – damit sie überhaupt sprossen (d.h. Stängel und Blütenstände bilden) kann. Ohne Winterfrost keine Frucht!

Kampf dem Unkraut

Die Ackerkultur macht auf uns einen sehr gesunden und robusten Eindruck. Dani Mahlers geschultes Auge vermag zwischen den Getreidepflänzchen aber dennoch Konkurrenz zu entdecken, die den Dinkel in weiteren Wachstum hemmen würden. Wo der konventionelle Bauer in diesem Moment meistens auf Pestizide zurückgreift, ist im Biolandbau nur das rein mechanische Jäten zur Unkrautbekämpfung zugelassen. Wir sehen vor unserem inneren Auge jetzt schon ganze Kohorten von (Un-) Freiwilligen mit Hacken bewehrt den Unkräutern zu Leibe rücken. Doch der Biolandwirt klärt uns auf: Das Jäten geschieht maschinell mit einem Hackstriegel. Zwischen den Pflanzreihen wird durch dieses Gerät die Erde von unerwünschtem Kraut befreit. Unschwer zu erraten, dass der Traktorfahrer dabei sehr behutsam und genau vorgehen muss, damit die Getreidepflanzen verschont bleiben. Der Zackendruck des Hackstriegels kann ausserdem während der Fahrt vom Cockpit aus hydraulisch den Bodengegebenheiten angepasst werden.  Auch diese mechanischen Methoden werden im Biolandbau laufend weiterentwickelt und verfeinert. Die modernsten Hackgeräte lassen sich über GPS und eine Sensorkamera automatisch auf den Reihenabstand ausrichten und der Traktor fährt praktisch autonom die Reihen ab. Punktgenaues Präzisionsjäten sozusagen!

Beindruckt vom Wissensschatz, welcher ein Biolandwirt benötigt um die natürlichen Prozesse der Pflanzen, des Bodens und des Klimas zu verstehen, um gesunde und schmackhafte Lebensmittel im Einklang mit der Natur zu produzieren, kehren wir dem Dinkelfeld für den Moment den Rücken und wärmen uns in der Küche des Bauernhofs bei einem heissen Tee auf. Wir freuen uns schon auf den nächsten Feld-Besuch und sind gespannt wie es weitergeht!


Möchten Sie selber einen Augenschein nehmen und erfahren wie und wo unser Dinkel wächst? Der Eichberg in Seengen/AG ist immer für einen Ausflug gut. Der Situationsplan zeigt den Standort der Getreidekultur. Geniessen Sie danach die tolle Aussicht auf der Gartenterrasse des Restaurants Eichberg und besuchen Sie den Hofladen. Kinder verweilen sich unterdessen auf dem spannenden Spielplatz.
Mahler & Co, Stefan Jost (Text), Raphi Mahler und Gabriella Resenterra (Fotos)
Hier geht's zum zweiten Teil unserer Dinkel-Blog-Story: Teil II 
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