Biodiversität – unsere Lebensgrundlage
So vielfältig und wertvoll
Die Schweiz: Eine abwechslungsreiche Landschaft, grosse Höhenunterschieden und - zumindest bis Mitte des letzten Jahrhunderts – eine naturnahe Landwirtschaft. Dank dieser Faktoren profitierten wir seit jeher von grosser biologischer Vielfalt und einer intakten Natur. Diese versorgt uns mit Nahrung, sauberem Wasser, Holz und Nutzpflanzen, sie schützt vor Lawinen, Überschwemmungen und Steinschlag. Intakte Lebensräume regulieren das Klima, den Wasserhaushalt und die Pflanzenbestäubung. Und schliesslich bietet uns eine intakte Natur wertvolle Erholungsräume. Kurz - sie hält uns gesund und macht uns glücklich!
Lebensräume und Arten in Gefahr
Seit geraumer Zeit jedoch zeigt sich ein anderes Bild, der Zustand der Biodiversität in der Schweiz ist heute unbefriedigend und unser Land steht diesbezüglich auch im internationalen Vergleich schlecht da. Die Hälfte der Lebensräume und ein Drittel der Arten in der Schweiz sind bedroht, bei vielen wildlebenden Arten geht die genetische Vielfalt weiter zurück. Die sogenannte Biomasse der Insekten beispielsweise nahm innert 26 Jahre um 75 Prozent ab. Mit dem Verlust biologischer Vielfalt besteht die Gefahr, dass die Ökosysteme verschiedene Leistungen nicht mehr erbringen können, die wichtig für das Wohlbefinden von uns Menschen sind.
Was sind die Gründe für den Rückgang der Biodiversität?
Die Schweizer Landschaft hat sich seit 1900 stark verändert. Flächen werden viel intensiver genutzt, starke Düngung, der Einsatz von Pestiziden, die Beseitigung von Kleinstrukturen und die Bodenverdichtung durch den Einsatz von schweren Landmaschinen setzen der Artenvielfalt stark zu. Besonders negativ wirken sich die überhöhten Stickstoffeinträge der landwirtschaftlichen Tierhaltung aus, sie belasten zwei Drittel der empfindlichen Ökosysteme. Die Umwelt gerät aus dem Gleichgewicht, was wiederum die Produktivität unserer Landwirtschaft beeinträchtigt. Ein Teufelskreis. Darüber hinaus gefährden die Pestizid-Rückstände im Trinkwasser und in der Lebensmittelkette auch ganz direkt unsere Gesundheit.
Doch nicht nur die heutige intensive Landwirtschaft, sondern auch versiegelte bzw. bebaute Flächen durch Siedlungen und Strassen haben einen negativen Einfluss auf die Biodiversität, denn dadurch haben Flächen und die Lebensraumqualität für viele Tier- und Pflanzenarten deutlich abgenommen.
Bio-Landbau – ein grosser Beitrag zur Biodiversität
Ein Teil der Lösung für mehr Biodiversität ist nachweislich die biologische Landwirtschaft, denn Bio-Bauern und -Bäuerinnen verzichten zum Beispiel auf chemisch-synthetische Pestizide und Kunstdünger, was sich positiv auf die Bodengesundheit auswirkt. Wo der konventionelle Bauer bei viel Unkraut meistens auf Pestizide zurückgreift, ist im Bio-Landbau nur das rein mechanische Jäten zur Unkrautbekämpfung zugelassen. Zur Bekämpfung von Schädlingen setzen Bio-Bauern auf Hecken und Wildblumenstreifen, diese führen zu einer guten Vermehrung von Nützlingen. Marienkäfer, Laufkäfer und Schlupfwespen zum Beispiel, fressen Eier und Larven von schädlichen Insekten. In einem ausgeglichenen Ökosystem können Schädlinge nicht die Überhand gewinnen. Durch den schonenden Umgang mit dem Boden und durch eine vielfältige Fruchtfolge wirkt sich die biologische Bewirtschaftung nachweislich positiv auf die natürliche Vielfalt aus. Auf Bio-Betrieben leben 30 Prozent mehr Arten und 50 Prozent mehr Individuen als auf vergleichbaren konventionellen Betrieben.
Der landwirtschaftliche DOK-Langzeitstudie des FIBL (Forschungsinstitut für biologischen Landbau) über 35 Jahre mit verschiedenen Kulturen ergab, dass der biologische Anbau im Vergleich mit konventioneller Produktion rund 80% des Ertrags einbrachte. In den biologisch bewirtschafteten Versuchsparzellen kommen jedoch 25 Prozent mehr kleinster Bodenlebewesen und Wurzelpilze vor und die Bodenfruchtbarkeit ist langfristig höher als auf den konventionell bewirtschafteten Parzellen. In einem gesunden Boden leben Billionen Bakterien, Pilze, Algen, Rädertiere, Larven, Schnecken, Spinnen, Asseln, Milben, Springschwänze und Würmer. Je vielfältiger die Lebewesen, desto fleissiger wird der Boden umgegraben, ab- und wieder aufgebaut. Je höher diese Aktivität, desto mehr Nährstoffe werden erzeugt, welche von den Pflanzenwurzeln aufgenommen werden können. Ein gesunder Boden ist mit Pflanzen bewachsen, die ihn vor Austrocknung schützen und tief durchwurzeln, um ihn zu stabilisieren.
Jürg Strauss, Bio-Bauer aus Rickenbach ZH und Mahler & Co. Partner, erklärt im Video, was er auf seinem Hof konkret unternimmt, um die Biodiversität zu fördern, warum das Thema so wichtig ist und was wir alle tun können.
Jede Massnahme zählt
Naturfreundlichere Landwirtschaft ist aber nur eine Massnahme zur Verbesserung der Artenvielfalt: 1992 verpflichtete sich die Schweiz im Rahmen der Biodiversitätskonvention von Rio, die genetischen Ressourcen bei Tieren und Pflanzen zu erhalten. Seither wurde in der Schweiz einiges unternommen, um dem Verlust entgegenzuwirken, leider aber noch nicht genug. Die Artenzahlen nehmen immer noch ab und die Roten Listen der bedrohten Arten werden länger. Der Bundesrat verabschiedete deshalb den Aktionsplan zur Strategie Biodiversität Schweiz mit 26 Massnahmen auf Bundes- und Kantonsebene. Und auch jede und jeder Einzelne kann zur Förderung der Artenvielfalt beitragen: Eine Studie von ETH-Forschenden zeigt: Bereits kleine Massnahmen können zusammen einen grossen Unterschied machen. Auf den untersuchten Flächen (alle kleiner als 20 Quadratmeter) fanden sich ungefähr gleich viele Pflanzenarten wie auf grossen Flächen. Dies obwohl die kleinen Flächen nur gerade 3,4 Prozent der gesamten Grünfläche betragen. Viele kleine Fördermassnahmen zeigen also in der Summe eine grosse Wirkung für die untersuchten Arten, besonders wenn die Flächen miteinander vernetzt sind.
Biodiversitäts-Adventskalender – Wissen und Inspiration zum selber aktiv werden
Möchtest du mehr Wissen und Inspiration zur Förderung von Tieren und Lebensräumen? Dann ist unser Biodiversitäts-Adventskalender das Richtige für dich. Jedes der 24 feinen, praktischen und schönen Geschenke gibt einen Hinweis aufs Tagesthema im Online-Adventskalender. Dazu täglich über einen QR-Code den Online-Kalender aufrufen. Dort gibt’s kompaktes Wissen, weiterführende Links und Inspiration zur Biodiversitätsförderung. Die Themen sind sehr vielfältig - Insekten, Wand- und Dachbegrünungen, Amphibien, Moore, Vögel, Ruderalflächen, Fledermäuse, Kleinstrukturen und mehr. Das Innenleben des Kartonkalenders ist kompostierbar und kann im Frühling als Ansaatschale benutzt werden. Konfektioniert wird der Adventskalender in einer sozialen Schweizer Stiftung.